projekt 331
  Europäische Identität und osteuropäische Nationsbildung: ukrainische Appelle an die europäischen Öffentlichkeiten im Vergleich (1905-2005)
Zeitraum 1.1.2006 bis 31.12.2007
Team Martin Schulze Wessel
Veronika Wendland
Fragestellung Das Projekt setzt sich zum Ziel, Ansätze und Fragestellungen der Nationalismus- sowie der Kommunikations- und Öffentlichkeitsforschung zusammenzuführen. Am Beispiel der Ukraine im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert wird in historischer Perspektive der Frage nachgegangen, inwieweit Nationsbildungsprozesse in der östlichen Nachbarschaft der heutigen Europäischen Union mit transnationalen europäischen Kommunikationsprozessen einhergehen und durch diese beeinflußt werden. Auf diese Weise kann der Prozeß der spezifischen Nationsbildung, der in der Regel isoliert und oft mit ethnozentrischem Bias analysiert wird, in einen neuen gesamteuropäischen Zusammenhang eingeordnet werden. Auf der anderen Seite wird beabsichtigt, die neuere Forschung zur Frage der Existenz und Funktion europäischer Öffentlichkeit(en) um neue Perspektiven und empirische Erkenntnisse aus den Grenzräumen des "neuen Europa" zu bereichern.
Erwartete Ergegnisse Es werden neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Nationalismus- und der Kommunikationsforschung erwartet. Diese betreffen insbesondere den Aspekt der Transnationalität von Nationsbildungsprozessen in Ostmitteleuropa sowie die Perspektive der "Langen Dauer", die über ein Jahrhundert hinweg die Kontinuitätslinien und Brüche nationaler Diskurse und übernationaler Kommunikationsformen offenlegt.

Der explizite Gegenwartsbezug dieses geschichtswissenschaftlichen Projektes erlaubt auch die Formulierung von Hypothesen mit aktuellem und praktischem Bezug, insbesondere im Hinblick auf die potentiellen Kontroversen und Fragestellungen, die für die Zukunft der EU von erheblicher Tragweite sein dürften. Zu diesen Fragen der politischen Praxis müssen die politischen Akteure innerhalb der EU in Zukunft nach außen Stellung beziehen und in innereuropäischer Abstimmung politische Handlungsrahmen festlegen. Sie benötigen zur Abwägung der unterschiedlichen Positionen zuverlässige Informationen über die lange als terra incognita und russische Provinz missverstandene Ukraine und deren Verbindungen nach Europa. Zur Versachlichung und fruchtbaren Lösung innereuropäischer Kontroversen zur Zukunft des Raumes jenseits der EU-Ostgrenze ist ein möglichst genauer und auf der Höhe der Forschung befindlicher Wissensstand zum Grad der ukrainischen Europäizität, zum europäischen Selbstverständnis der Ukrainer und zum Ausmaß der ukrainischen Kommunikation mit und über Europa unerlässlich. Das Projekt wird zur Erweiterung dieses Wissensstandes beitragen.

Untersuchute Länder
und Zeitperionden 
Ukraine und Polen, 1900-2005
 

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