Projekt F02
Umgang mit Korruption und Kriminalität
Voller Titel: Unternehmerisches Risikomanagement durch informelle Netzwerke - zum Umgang interkultureller Produktionsnetze mit Korruptions- und Kriminalitätsrisiken in Lateinamerika
Zielsetzung. Der Wirtschaftsraum Lateinamerika sollte von deutschen Unternehmen nicht außer acht gelassen werden, obwohl infolge der Krisen das ökonomische wie politische Risiko anstieg. Zudem gelten lateinamerikanische Großstädte als unsicher und die Geschäftspraktiken vielfach als korrupt. Das Management solcher Risiken durch Einbindung in informelle Netzwerke wird ebenso diskutiert, wie die Entstehung neuer, netzwerkbedingter Risiken. Das wissenschaftliche Ziel ist es, einen Beitrag zur Konzeptualisierung des „interkulturellen Risikomanagements“ in Netzwerken zu leisten. Das vorliegende Projekt stellt den Umgang mit Korruptions- und Kriminalitätsrisiken im Rahmen interkulturellen Risikomanagements als innovatives Element in das Zentrum der Analysen. Zudem werden Handlungsempfehlungen für die Praxis erarbeitet.
Methode. Wir setzen einen Methodenmix verschiedener Instrumente qualitativer Sozialforschung (Leitfadeninterviews,narrative Interviews und Dokumentenanalyse) sowie kognitive Karten ein. Untersuchungsgegenstand sind deutsche Unternehmensvertreter und deren Kooperationspartner in lokalen Netzwerken (Biperspektivität). Der akteurszentrierte Zugang stellt unternehmerische Entscheidungsträger in den Mittelpunkt. Ein branchenorientiertes theoretical sampling wird mit einem netzwerkbezogenen sampling (Schneeballsystem) kombiniert. Untersuchungsräume sind México D.F. und Buenos Aires sowie als Referenzeinheiten zwei deutsche Agglomerationsräume.
Anwendungsbezug. Das Projekt soll einen Beitrag zum Geschäftserfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) im Ausland leisten. Diese Unternehmen sind hinsichtlich der Korruption größeren Risiken ausgesetzt als Großunternehmen, da öfter mit Forderungen an sie herangetreten wird. Zudem variiert in kleineren Organisationen die Risikowahrnehmung erheblich, was entscheidenden Einfluss auf die Geschäftstätigkeiten vor Ort hat. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Situationen kann der persönlichen Beurteilung erhebliches Gewicht zukommen und den Rückzug aus risikoreichen Ländern bewirken. Der Ausschluss „riskanter“ Länder oder Regionen aus den Internationalisierungsstrategien der Unternehmen würde jedoch evtl. eine Schwächung des Mittelstands im internationalen Wettbewerb bedeuten. Das Projekt erarbeitet für die unternehmerische Praxis Empfehlungen, wie im Rahmen eines interkulturellen Risikomanagements mit Korruption und Kriminalität besser umgegangen werden kann.
Team:
Prof. Dr. Hans-Dieter Haas >>
Dr. Johannes Rehner >>