AllgemeinesDie sprachliche Situation in Bulgarien sieht so aus, dass neben dem Bulgarischen als einziger offizieller Amtssprache das Türkische und das Romani für fast 15% der Bevölkerung als Erst- und Muttersprache sind. Ausblick: Michail Videnov (1993) sieht die Existenz des Bulgarischen als offizielle Schriftsprache Bulgariens dadurch gefährdet, dass etwa das Türkische wieder als Unterrichtssprache an bulgarischen Schulen zugelassen wird. Es ist möglich, dass sich diese Richtung des Sprachpurismus, wie er ziemlich erfolgreich gegen die türkischen Lehnwörter des Bulgarischen betrieben wurde, eines Tages auch gegen die Anglizismen richtet. Eine fruchtbare Diskussion ist allerdings nur dann möglich, wenn zwei Gesichtspunkte in Betracht gezogen werden, nämlich die Möglichkeiten sprachschöpferischer Veränderungen und die Wahrnehmung der Sprache als Kommunikationsmittel. Was die Abgrenzung der Dialekte gegenüber der Schriftsprache als literatursprachlicher Norm betrifft, so unterscheidet M. Videnov stark urbanisierte und schwach urbanisierte territoriale Dialekte des Bulgarischen. Die städtische Norm zeigt, dass sich die größte Vielfalt auf der syntaktischen Ebene herausgebildet hat, während die phonetische Ebene durch eine Vielzahl von Synkopen und andere lautliche Abweichungen gekennzeichnet ist und die morphologische Ebene die wenigsten Besonderheiten aufzuweisen hat. Die literatursprachliche Norm verdrängt alle anderen Existenzformen der bulgarischen Sprache, nach ein bis zwei Generationen werden in den Städten keine abweichenden Typen mehr vorhanden sein. |