projekt 331
  Analyse der Wirksamkeit plurikultureller Trainingsformate zur Qualifizierung für die Wirtschaftskooperation in Europa
Zeitraum 1.1.2006 bis 31.12.2007
Team Alexander Thomas
Julia Bürger
Fragestellung Angesichts der boomenden internationalen und europäischen wirtschaftlichen Verflechtungen kommt der interkulturellen Handlungskompetenz (z.B. Wissen über andere Kulturen, Unvoreingenommenheit, Entwicklung produktiver Lösungsansätze bei unterschiedlichen Wertvorstellungen) immer größere Bedeutung zu. Diese zu vermitteln ist das Ziel interkultureller Trainings. Daher haben interkulturelle Trainings auch in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahrzehnts zunehmende Akzeptanz erfahren. Verstärkt nachgefragt werden gerade in den letzen Jahren Trainings für die neuen EU-Mitgliedsstaaten in MOE, sowie für die zukünftigen Beitrittskandidaten. Dafür verantwortlich ist die stetig steigende Wirtschaftszusammenarbeit - insbesondere von mittelständischen Unternehmen - mit den Ländern des östlichen Europa. Ebenso steigt gerade in den letzten Jahren die Anzahl der Anbieter interkultureller Trainings, wenn auch mit stark unterschiedlichem Qualitätsniveau.

Um die wirtschaftlichen Verflechtungen mit den Staaten MOE, aber auch mit anderen europäischen Nachbarn, umzusetzen, sind neben den klassischen "Expatriates" immer häufiger MitarbeiterInnen in der Verantwortung, die von Deutschland aus eng mit bestimmten ausländischen Tochtergesellschaften zusammenarbeiten und immer wieder für kurze Zeit ins Ausland reisen, ohne jedoch dorthin versetzt worden zu sein. Auch diese Form der interkulturellen Zusammenarbeit verläuft häufig keineswegs reibungslos, allerdings werden solche Mitarbeiter sehr viel seltener über die Kulturunterschiede aufgeklärt, die sie bei ihrer Arbeit "nebenbei" bewältigen müssen, um erfolgreich zu sein.

Für die Unterstützung der interkulturellen Kompetenzentwicklung dieser Mitarbeiter bieten sich Trainingsformate an, die sich nicht nur an deutsche Teilnehmende richten, wie das in sogenannten "Orientierungstrainings" der Fall ist. Vielmehr sollte sich die Trainingsgruppe aus Angehörigen der Kulturen zusammensetzen (mindestens zwei = bikulturelle Trainings), die im Alltagsgeschäft miteinander zu tun haben. Für das geplante Forschungsprojekt liegt der Schwerpunkt dabei auf den Zielkulturen Deutschland und Tschechien.

Die Vorteile solcher plurikultureller Trainingsformate unter professioneller Durchführung bestehen darin, dass weniger an vorgegebenem Fallmaterial sondern an selbst erlebten interkulturellen Erfahrungen trainiert wird, dass die TN miteinander und voneinander lernen können, sich dadurch Fehleinschätzungen revidieren lassen bzw. Ängste abgebaut werden können und dass neben kognitiven Verarbeitungsprozessen auch die emotionale Ebene verstärkt angesprochen wird. Darüber hinaus wird es für die Effektivität international tätiger Unternehmen immer wichtiger, dass interkulturelle Handlungskompetenz bei Mitarbeiter beider (aller) beteiligten Kulturen entwickelt wird. Statt also nur eine Seite auf den Umgang mit der anderen zu trainieren, können gemeinsam Handlungsalternativen erörtert werden.

Ein weiterer Vorteil eines bikulturellen Trainings wäre die Vermeidung bzw. Relativierung von nicht mehr aktuellen Trainingsinhalten, was v.a. dann vorkommen kann, wenn eine Gesellschaft starke Transformationsprozesse durchlaufen hat, wie es in der Tschechischen Republik der Fall ist. Die Zielsetzung der Untersuchung ist die praktische Umsetzung und Evaluierung plurikultureller (d.h. zunächst bikultureller; evtl. auch trikultureller) Trainingsformate in Wirtschaftsunternehmen, um die Zusammenarbeit innerhalb Europas zu verbessern.

Bei der Entwicklung eines angemessenen Trainingskonzepts wird auf die Forschungsergebnisse aus der Lern- und Sozialpsychologie zurückgegriffen. In der praktischen Trainingsdurchführung spielt die Erarbeitung kulturadäquater und kultursynergetischer Handlungsweisen und Problemalternativen eine entscheidende Rolle. Auf diese Weise soll wechselseitiges Vertrauen aufgebaut und die Zusammenarbeit produktiver werden. Trainingsinhalte und -materialien beruhen zu einem großen Teil auf den Ergebnissen des Projektes II.2 Thomas/Nový aus forost II ("Kulturell bedingte Probleme der Personalführung in deutschtschechischen Gemeinschaftsunternehmen").

Die spezifische Zusammenstellung in einem Training erfolgt anhand theoretischer Überlegungen und der Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen. Am Beispiel v.a. deutsch-tschechischer Trainingsgruppen werden dabei insbesondere die folgenden Fragestellungen untersucht: Wie lassen sich bikulturelle Trainingsformate für europaweit tätige Unternehmen sinnvoll umsetzen? Wird durch dieses Trainingsformat das anwendungsbezogene Wissen über die anderen Kulturen und das Wissen über Schnittstellenprobleme in der Zusammenarbeit vertieft, und wird so die Erarbeitung von Lösungen für problematische Situationen erleichtert? Trägt dieses Trainingsformat dazu bei, Stereotype und Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen? Führt die Beteiligung von drei Kulturen im Training (trikulturell) zu einer zusätzlichen Verbesserung der Zusammenarbeit, da so eine Polarisierung in "Wir vs. Die anderen" vermieden werden kann?

Untersuchte Länder
und Zeitperioden
Tschechien und Deutschland, u.U. Einbezug noch eines weiteren europäischen Landes; Gegenwart.
   
 

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