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Ukrainisch

Sprachperioden

Altukrainische (Kyjiver-Černihiver und Galizisch-Volynische) Periode (900/1000-1350)

900/1000-1150: Christianisierung (988) und Entstehung des Altkirchenslawischen (Altbulgarischen, Altslawischen) mit den Funktionsbereichen Kirche, juristische Dokumente, Wissenschaft, Literatur (Epen, Chroniken), wobei territorial bedingt grammatisch-lexikalische Abweichungen beobachtbar sind.1150-1240: Auflösungsprozesse im System der gemeinsamen ostslawischen Literatursprache, Absonderung des protoukrainischen und protoweißrussischen Sprachraums. In Galizien und Volynien zeichnet sich diese Periode durch lateinisch-ungarische und polnische (lexikalische) Einflüsse aus.

Mittelukrainische Periode (1350/1400 - 1750/1800)

Weiterentwicklung der Varianten des Ukrainischen. Das Altukrainische (Руська мова) übernimmt im Litauischen Großfürstentum die Rolle der Schriftsprache (vor der Litauisch-polnischen Union). Polnische Periode der Entwicklung der ukrainischen Standardsprache (1569-1654). Ein wichtiges Ereignis stellt die Lubliner Union vom 5. Juni 1569 mit der Konstituierung einer griechisch-katholischen Kirche dar. Als Verwaltungssprache wurde das Altukrainische durch das Polnische in den Kanzleien ersetzt. Erste Übersetzungen des Evangeliums ins Ukrainische (Пересопніцький евангелиум 1556-1561). Zahlreiche polemische und wissenschaftliche Schriften entstehen insbesondere vor dem Hintergrund der Kirchenunion (1569-1654): Lavrentij Sisanij, Melentij Smotryc’kij, Petro Mohyla u. a. Erste Grammatiken und Wörterbücher werden verfasst, die das Kirchenslawische in ukrainisierter Form widerspiegeln: Grammatik von Lavrentij Sisanij (1596), Grammatik von Melentij Smotric’kij (1619), Lexis von Sisanij und Lexicon Slavjanorossicum von Pamva Berynda (1627). In dieser Konsolidierungsphase der ukrainischen Standardsprache spielte das Kiewer Höhlen-Kloster als Wissenszentrum im ostslawischen Raum eine bedeutende Rolle. Kosakenzeit (1648-1764; 1775-1780); das Ukrainische nimmt nach dem Anschluss der linksufrigen Ukraine an Russland (1654) eine andere Entwicklung der Standardsprache als in der rechtsufrigen Ukraine.

Neuukrainische Periode (1798/1800 - 1918)

Durch Siedlungsbewegung weitet sich der ukrainische Sprachraum nach Südwesten aus. Es entstehen die Werke von Hrygorij Skovoroda, "Енеїда" und "Наталка Полтавка" von Ivan Kotlarevs’kij. In Galizien entfalten sich lokale Varianten der ukrainischen Standardsprache. Auch der publizistische Stil gelangt im ausgehenden 19. Jh. zur Blüte, z. B. bei Ivan Franko, Ivan Nečuj-Levic’kij, Panas Myrnyj, Mychajlo Kocjubins’kij, Lesja Ukrajinka.

Ukrainisch im 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jhs. kommt es zu einem fruchtbaren Zusammenwirken von literatur- und volkssprachlichen Elementen in der ukrainischen Standardsprache. Dialektale Merkmale finden sich so in den Prosawerken von V. Stefanyk, M. Čeremšina und H. Chotkevyč. In dieser Zeit entstehen die bedeutenden Prosaarbeiten von V. Vynnyčenko und die grundlegenden Werke des Kulturwissenschaftlers M. Hruševs’kyj. Die Reichhaltigkeit der ukrainischen Standardsprache findet trotz vieler Schwierigkeiten in der sowjetischen Periode ihren Ausdruck in der Literatur eines M. Chvyl’ovyj, Pavlo Tyčyna, Oles' Hončar, L. Kostenko u. a.