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Samisch

Sprachperioden

Schon mit den frühesten Bezeugungen tritt das Samische in einer bis in unsere Tage gültigen Aufgliederung in zum Teil stark voneinander abweichenden Dialekten auf. Jedes samische Schrifttum von Beginn bis ins 20. Jh. hinein konzentriert sich in der Wahl der dialektalen Grundlage auf die jeweilige Variante vor Ort. Gelegentlich wurden in frühen Werken mehrere Varianten gemischt in dem Glauben, damit eine weiterreichende Gültigkeit der Sprache zu erzielen. Bemühungen um eine einheitliche Schriftsprache oder ein für alle Samen verständliches Idiom waren von vorn herein zum Scheitern verurteilt.

Die Bezeugung des Samischen beginnt spät, erst im 16. Jh. mit einer kleinen Wortliste des Engländers St. Burrough (1557) zum Terlappischen. Davon abgesehen setzt die ostsamische (s. Dialekte Nr. 6-10) Schriftlichkeit und Kodifizierung erst Ende des 19. Jhs. ein. Bis in die jüngste Zeit hinein handelt es sich dabei um wissenschaftliche Unternehmungen, die die nicht akademisch gebildeten Muttersprachler nicht berührten. Da auch die Missionierung von orthodoxer Seite (Dialekte Nr. 7-10) erst zu dieser Zeit in größerem Umfang einsetzte, konnten die Ostsamen bis ins 20. Jh. alte Traditionen bewahren, wurden dann aber (mit Ausnahme der Skoltsamen, die zum größten Teil nach Finnland flohen) durch die Zwangskollektivierung während des Sozialismus sprachlich, kulturell und ethnisch ruiniert. Im Falle der Ostsamen kann also weder die Rede sein von einer an Denkmälern nachzuzeichnenden Sprachgeschichte noch von einer der Sprachträger, die über die jüngste Vergangenheit hinausreicht. Im Westen (Dialekte Nr. 1-5) setzt im 17. Jh. von Süden her die Bezeugung ein und erreicht im 18. Jh. das Nordsamische. Diese Anfänge und die sich anschließenden Unternehmungen stehen im Zusammenhang mit der Missionierung, die ihrerseits die Erschließung der nördlichen Gebiete von Seite der Skandinavier begleitet. Es handelt sich dabei um religiöses Übersetzungsschrifttum und um Wörter- und Lehrbücher sowie Grammatiken (von nichtsamischen Pastoren für Pastoren), zuerst in Schweden, dann in Norwegen (18. Jh.) und Finnland: Die erste Grammatik und das erste Wörterbuch stammen aus dem Jahr 1738 für das Südsamische (von P. Fiellström). Diese Bemühungen führen einerseits zu einer relativ frühen Kodifizierung, haben aber andererseits den frühen Verlust alter Traditionen und kultureller Muster und zunehmend dann auch den Übergang zu einer der Staatssprachen zur Folge.

Auf dem Gebiet des Nordsamischen, das nicht nur mit Abstand über die größte Sprecherzahl verfügt, sondern auch das weiteste, sich über drei Länder erstreckende Sprachgebiet aufweist, kann man erst gegen Ende des 19. Jhs. von einer längerfristig gültigen Orthographie sprechen, die von dem Osloer Professor J. A. Friis erstellt und in dem zu dieser Zeit anwachsenden Schrifttum eingesetzt wurde und die gelegentlich bis in jüngere Zeit Verwendung fand. Da sie sich als ungenau und inkonsequent erwies, entwickelte der norwegische Lappologe K. Nielsen zu Beginn des 20. Jhs. eine auch wissenschaftlichen Maßstäben gerechte Normierung, die er in seinem bis heute umfangreichsten Wörterbuch sowie seiner ebenfalls weiterhin gültigen Grammatik und einem Lehrbuch zugrunde legte; sie gilt bis heute in wissenschaftlichen Kreisen als maßgebend, da sie die Verhältnisse in historischer wie struktureller Hinsicht wiedergibt. Für den muttersprachlichen Einsatz erwies sie sich wegen ihrer Abstraktheit für wenig geeignet. Sowohl die Orthographie von Friis als auch die von Nielsen basieren auf der konservativen östlichen Mundart des Nordsamischen.Wegen der erwähnten Nachteile beider Normierungen wurden in Finnland ab den 1930er Jahren, in Schweden und Norwegen ab den 1940er Jahren neue Orthographien verwendet, die jeweils orthographische Züge der Landessprache aufwiesen und auch unterschiedliche Mundarten zugrunde legten (die östliche in Finnland, die westliche Ausformung in Norwegen und Schweden); beide hatten zum Ziel, die Schrift näher an die Aussprache heranzuführen.