KodifikationsgeschichteIntensive Kodifizierung ab 19. Jh.: Obersorbische Kodifizierung setzt früher ein und ist stabiler als die niedersorbische. 1949/52 wurde die Orthografiereform des Niedersorbischen durchgeführt, die eine Annäherung an das Obersorbische zum Ziel hatte. Die meisten Muttersprachler haben diese Schriftreform nicht akzeptiert, weil sie die Entfremdung der Schriftsprache von der Volkssprache bewirkte. 1995/96 kam es zu einer Auseinandersetzung, ob die Orthographie der Zeit vor 1948, welche dialektalen Ausspracheformen insgesamt näher stand als die reformierte Fassung, wieder einzuführen sei. Dies wurde, mit Ausnahme einer geringfügigen Änderung, knapp abgelehnt. Dafür richtete sich die Orthoepie, die offiziell nicht verbindlich kodifiziert war, aber im öffentlichen Sprachgebrauch als spelling pronunciation realisiert wurde, neu an der dialektalen Aussprache aus. Das trug dem Wunsch, Standardsprache und Dialekte einander anzunähern, auf der Ebene des gesprochenen Wortes Rechnung. Die Rückkehr zur alten Orthographie und Sprache wird aber z. T. weiterhin vertreten, und gelegentlich erscheinen Veröffentlichungen in teilweise alter Orthographie, manchmal unter Verwendung von Frakturschrift und ans Deutsche angelehnter Orthographie (Serske łopjeno). |