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Udmurtisch

Allgemeines

Dass die Udmurten als namengebende Bevölkerung heute deutlich in der Minderheit in ihrer Republik sind, ist eine Erscheinung, deren Entwicklung vor dem 2. Weltkrieg ihren Anfang nahm und sich dann in der 2. Hälfte des 20. Jhs. beschleunigte. 1920 bildeten die Udmurten fast 60% der Bevölkerung. Die prozentuale Abnahme hat zuvorderst mit der vor allem während des 2. Weltkriegs verstärkt dort etablierten Industrie (Rüstung) zu tun, die einen gewaltigen Zustrom von Arbeitskräften von außerhalb der Republik mit sich brachte, aber auch mit der im Gefolge verstärkter Industrialisierung einsetzenden Landflucht, die in der Stadt häufig zu schneller Russifizierung führte.

Die udmurtische Schriftsprache ist zuvorderst das Medium des Unterrichts, der Medien und der Schriftlichkeit. In der Mündlichkeit herrscht die Verwendung des Dialekts vor, der in der Familie/im familiären Kontext, im Dorf und im Kontext von Brauchtum verwendet wird. In der Öffentlichkeit der Städte spielt die Sprache praktisch keine Rolle, auch die gebildete Schicht (primär in der Stadt wohnend) bedient sich ihrer wenig. Die jüngere Generation beherrscht die Sprache deutlich mangelhafter als die ältere Generation. Die Attitüde des (ethnischen) Udmurten zu seiner Sprache ist in der Regel negativ (selbst auf dem Lande): Udmurtisch gilt als zu nichts nützlich, während das Russische den Anschluss zur Welt darstellt. Fast alle Udmurten sind zweisprachig. Während Russisch in der Regel ohne (bewusste) udmurtische Interferenzen gesprochen wird, ist das mündliche wie auch das schriftliche Udmurtisch voll von unbewussten wie absichtlichen russischen Einflüssen auf allen sprachlichen Ebenen. Im Extremfall wird selbst innerhalb eines Satzes (bzw. einer Äußerung) von einer Sprache in die andere gewechselt.Die zu Beginn der 1990er Jahre erfolgte Wiederbelebung udmurtischer Sprache und Kultur schlug sich in leicht anwachsenden Schülerzahlen und in der Anzahl und Auflage an Periodika nieder. Ob diese ersten Schritte zu einer stabilen Umkehrung der Tendenz der letzten Jahrzehnte führen, bleibt offen. So fiel die Auflage der Periodika in den letzten Jahren deutlich, und da der Udmurtischunterricht in den höheren Klassen (und damit in den wichtigen Jahren der Persönlichkeitsbildung) fakultativ ist, erscheint dies fraglich.