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Komi

Sprachperioden

Altpermisch

Die Schriftlichkeit der Komi beginnt schon sehr früh (14. Jh.), noch dazu mit einem eigenen Alphabet (das sog. Abur, das auf griechischer Grundlage kyrillische Elemente und alte Eigentumszeichen der Komi, sog. Tamgas, mit einbezieht, möglicherweise aber auch kaukasische und iranische Einflüsse aufweist). Dies hängt mit der Christianisierung, die die Komi früh und intensiv erfasst, zusammen: Um die Mission der Komi erfolgreich zu gestalten, lernte der von Moskau aus geschickte und später als Heiliger verehrte Stephan von Perm´ nicht nur die Sprache, sondern entwickelte für die notwendigen Übersetzungen der Bibeltexte auch die erwähnte Schrift. Das frühe Schrifttum in dieser Schrift ist nicht bewahrt, es gibt Abschriften aus dem 15. bis 17. Jh., fast alle religiösen Charakters. Die Kenntnisse dieser Schrift, die zuvorderst eine war, die von Mönchen und in Moskau (zeitweise als Geheimschrift in Mode) von Schreibern beherrscht wurde, versiegten im 17. Jh. Mit dieser frühen Christianisierung und ihrer Schriftlichkeit hielten früh kulturelle Einflüsse Einzug in das Komitum, und das Wissen um diese frühe Schriftlichkeit und ihre Traditionen ist bis heute identitätsstiftend.

Ende des 17. Jahrhunderts

Die erste ("altpermische") Schriftsprache kommt außer Gebrauch, weil sie von der gesprochenen Sprache jener Zeit deutlich abwich und sie die Kirche nach erfolgreicher Missionierung offensichtlich nicht mehr brauchte.

19. Jahrhundert (bzw. bis zur Revolution 1917)

Im 19. Jh., das (abgesehen von wissenschaftlicher Literatur) syrjänisches Schrifttum nur in geringer Zahl (ca. 60 Bücher) hervorbrachte, bediente man sich unterschiedlicher Orthographie und legte verschiedene Dialektausprägungen zu Grunde. In dieser Zeit begannen auch belletristische Werke zu erscheinen. Am Anfang der syrjänischen Literatur stand die Lyrik. Als Nationaldichter gilt Ivan Kuratov, dessen schriftliche Produktion teilweise verloren gegangen ist. Zu Beginn des 20. Jh. wurden u.a. Novellen von K. Žakov sowie Gedichte von M. Lebedev und V. Lytkin publiziert.

20. Jahrhundert (nach 1917)

Nach der Oktoberrevolution bekam das syrjänische Schrifttum die Möglichkeit zur Entwicklung. Während man sich in der sprachlichen Grundlage rasch auf den Dialekt von Syktyvkar (ein Übergangsdialekt innerhalb der komi-syrjänischen Dialektgruppe) einigen konnte (teilweise wurden Varianten zugelassen), wurde die heute gültige Orthographie erst 1939 etabliert. 1926 gründeten die syrjänischen Schriftsteller den Proletarischen Schriftstellerverband von Komi, der die Zeitschrift Ордым (Der Weg) herausgab. Deren Fortsetzung war seit 1946 die Monatsschrift Войвыв кодзув (Polarstern). Im Falle des Komi konnte die Einheit der Schriftsprache nicht bewahrt werden: 1927 wurde für die in ihrem eigenen Autonomen Bezirk wohnenden Komi-Permjaken auf der Grundlage der Mundart der Hauptstadt Kudymkar eine eigene Schriftsprache geschaffen, die bis heute ohne größere Bedeutung blieb, teils aus sprachlichen, teils aus psychologischen Gründen. Letztere waren und sind auch das Haupthindernis in den Versuchen seit der Perestrojka, beide Schriftsprachen zu vereinen. (Zusatz: August, 2004)