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Serbisch

Sprachperioden

Bis zum 12. Jh.

Seit der zweiten Hälfte des 9. Jh. war das Altkirchenslawische die älteste slawische Schriftsprache im serbischen Gebiet. Im Verlauf des Mittelalters hatte sich eine serbisch-kirchenslawische Variante ausgebildet. Die zunächst verwendete glagolitische Schrift (vgl. Kroatisch) wurde von der kyrillischen Schrift verdrängt, die von Kliment von Ohrid, einem Schüler des Slawenapostels Kyrillos, entwickelt wurde.

Seit dem 15. Jh.

Die orthodoxe Kirche Serbiens sah in der russischen Kirche einen einzigen Garanten des orthodoxen Christentums und übernahm deshalb das Russisch-Kirchenslawische als Schriftsprache. In dieser Zeit bekamen die Chroniken (Letopisi) große Verbreitung. Die Popularität höfischer Literatur brachte zahlreiche volkssprachliche Elemente mit sich.

Im 18. Jh.

Der serbische Sprachraum vergrößerte sich im 17. Jh. in den Kriegen gegen die Türken. Als Teile Serbiens (Südungarn/ Vojvodina) Anfang des 18. Jh. unter habsburgische Herrschaft kamen, fühlten sich die Serben durch die Bestrebungen der kirchlichen Union bedroht. Sie sendeten einen Hilferuf an russische Lehrer, die mit ihren russisch-kirchenslawischen Büchern nach Südungarn kamen. Infolgedessen bildete sich in Serbien das Slaweno-Serbische aus (eine Mischsprache, auch „Civilsprache“ genannt), dass russische Kirchenslawismen und serbisch-volkssprachliche Eigenheiten vermischte.

Im 19. Jh.

Die serbische Volkssprache auf štokavischer Basis übernahm die Rolle des Schriftmediums. Das war aber von kurzer Dauer, denn die seit 1850 propagierte serbokroatische Schriftsprache verbreitete sich schnell und wurde im Jahre 1868 als Staatssprache des Königreichs Serbien anerkannt. Im Verlaufe des 19. Jh. entstanden zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Institutionen.

Im 20. Jh.

Bis zum Zerfall Jugoslawiens (1991) sahen die Serben, Kroaten, Montenegriner und die Muslime ihre Sprache als gemeinsame, polyzentrische Standardsprache an und bezeichneten sie offiziell als Serbokroatisch bzw. Kroatoserbisch. Diese Periode wurde deshalb als "Serbokroatische/Kroatoserbische" Periode genannt. Die Lage der serbokroatischen Sprache entsprach in der Soziolinguistik ungefähr der Situation der englischen (englische, amerikanische und kanadische Variante) Sprache. Seit 1991 kam es zur Auflösung des Serbokroatischen/Kroatoserbischen. Aus einer Standardsprache, die über 70 Jahre als lingua franca gedient hatte, bildeten sich offiziell drei Standardsprachen: Serbisch, Kroatisch und Bosnisch. Im Jahre 1990 sanktionierten die Serben in der neuen Verfassung Serbiens die alte Bezeichnung Serbokroatisch, die 1992 durch die nationale Bezeichnung Serbisch in der Verfassung der Bundesrepublik Jugoslawiens (Serbien und Montenegro) substituiert wurde. Noch im selben Jahr wurde diese Bezeichnung auch von der montenegrinischen Verfassung bestätigt.