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Kroatisch

Kodifikationsgeschichte

Die explizite Gleichsetzung der Sprache als kultureller Einheit und der Nation als politisch-sozialer Einheit fand in der Romantik im frühen 19. Jh. statt. Im Anschluss an die Kodifikation des Serbischen auf Basis der mündlichen štokavischen Volksliteratur erfolgte in der Mitte des 19. Jhs. die Kodifikation des Kroatischen, die besonderen Bezug auf die Renaissance und die Barockliteratur Dubrovniks (an der südlichen Adria) nahm. Diese kodifizierte Standardsprache war im dialektalen Sinne dem kodifizierten Serbischen so ähnlich, dass von einem Diasystem gesprochen werden kann. Die Essenz des Diasystems wurde aber von den Kodierungskonventen (besonders der Kodifikationsvereinbarung von Novi Sad, 1954) aus dem Gleichgewicht gebracht, indem serbische Varianten als Ersatz für kroatische Termini in wichtigen Verwaltungsbereichen vorgeschrieben wurden. Indigene kroatische Termini wurden entsprechend untersagt.

Die sprachliche Proklamation des Kroatischen als unabhängig vom Serbischen (und später zu definierenden Bosnischen) fand eigentlich schon in den 1960er Jahren statt. Die Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezika (Miroslav Brandt, Dalibor Brozović, Radoslav Katičić, Tomislav Ladan, Slavko Mihalić, Slavko Pavešić – 9.3.1967/Telegram 17.3.1967) war ein Vorreiter der Statusänderung des Kroatischen zur offiziellen Sprache in Kroatien nach der Verfassung von 1974. Der gemeinsame Rahmen der kroatischen oder serbischen Sprache blieb bis Anfang der 1990er Jahre gewahrt, obwohl in Kroatien zunehmend von der kroatischen Sprache und Literatur als einer autonomen kulturellen und juristischen Einheit ausgegangen wurde. Mit der Unabhängigkeitsproklamation Kroatiens 1991 wurde die kroatische Sprache zum wichtigen Statussymbol des neuen kroatischen Staates.