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Serbokroatisch

Kodifikationsgeschichte

Die Geschichte des Serbokroatischen erreicht einen ersten Höhepunkt und Abschluss ihrer Kodifikationsarbeiten Ende des 19. Jhs., als 1880 das Großwörterbuch Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika (1880-1976) zu erscheinen begann, Ivan Broz 1892 seine Kroatische Rechtschreibung und Tomo Maretić 1899 seine Grammatik vorlegte. Die kodifizierende Ausformung und offizielle Durchsetzung des Serbokroatischen als moderner Schrift- und Standardsprache der Serben und Kroaten (die muslimischen Bosnier übernahmen dieses Serbokroatische zwar als erste, ihr Schrifttum wurde aber kaum berücksichtigt) ist ein jahrzehntelanger verbindlicher, auch bei den Kroaten dominanter Prozess. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass einerseits das östliche serbische Zentrum mit Belgrad nicht zum Ijekawischen überging, sondern bei seinem Ekawischen blieb, und im kroatischen Zagreber Zentrum einerseits eine subdominante national kroatozentrische, bis in die 1920er Jahre aber eher inaggressive Strömung weiterbestand und vor allem die notwendigen Normierungsprozesse (auffällig in der Terminologie) eigenständig und gegensätzlich verliefen.

1960 erschien eine neue, verbindliche Orthographie des Serbokroatischen als Ergebnis der Arbeit der offiziellen Orthographie-Komission in Novi Sad 1954. Schon 1959 war auch der erste Band des groß angelegten Rečnik srpskohrvatskog književnog i narodnog jezika (Wörterbuch der serbokroatischen Schrift- und Volkssprache) erschienen, das – wenn es denn jemals abgeschlossen wird – das 23-bändige Zagreber Lexikon hervorragend ergänzen könnte.

Der Versuch der kroatischen und serbischen Matica (traditionelle Kulturvereine mit stark sprach- und literaturpflegender Ausrichtung), gemeinsam ein repräsentatives Lexikon des Serbokroatischen in zwei durch die Alphabete unterschiedenen Parallelausgaben herauszugeben, scheiterte an der Frage, inwieweit die Besonderheiten vor allem der kroatischen Variante berücksichtigt und kenntlich gemacht werden müssten (Schlagwort: „Sprachwörterbuch oder Wörterbuchsprache?“), sodass die Matica hrvatska nach den ersten beiden Bänden ausstieg, während die Matica srpska ihre Ausgabe abschloss, sodass damit ein vollständiges einsprachiges Wörterbuch des Serbokroatischen vorliegt (Rečnik srpskohrvatskoga književnog jezika, 1967-1976). Im deutschsprachigen Raum entstehen nach Leskiens Grammatik (1914) besonders nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche Grammatiken und Lehrbücher des Serbokroatischen.