VerbreitungDas Serbokroatische ist heute eine "tote" Sprache. Mit dem Zerfall auch des Zweiten (Tito-) Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre wurde das kodifizierte und staatlich verbindliche Serbokroatisch aufgegeben; an seine Stelle traten die nationalen Sprachen der Kroaten und Serben, in eingeschränktem Sinne auch die der Bosniaken, und nur als marginaler, nicht offizieller Ansatz die der Montenegriner. Der Status des Serbokroatischen als gemeinsamer Standardsprache dieser beiden kulturhistorisch und konfessionell sehr unterschiedlichen Nationen (Serben und Kroaten), zu denen noch die Bosnier (sowohl die kroatischen wie serbischen, dazu die muslimischen Bosnier, letztere Bosniaken genannt) und Montenegriner kommen (insgesamt ca. 15 Mio. Sprecher), ist ungewöhnlich kompliziert. Und obwohl führende Serben und Kroaten im Laufe des 19. Jhs. diese Schrift- und dann Standardsprache gemeinsam entwickelt, gepflegt und verwendet haben, gab es besonders bei den Kroaten eine mehr oder weniger starke Gegenströmung, die die Konzeption eines gemeinsamen Serbokroatisch ablehnte. Trotz dieser unterschwelligen Opposition war das Serbokroatische seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs. bis gegen Ende der 1980er Jahre – also über 100 Jahre – die offizielle gemeinsame Standardsprache der Serben und Kroaten, Bosniaken und Montenegriner, auch der in ihren Gebieten siedelnden Minderheiten. |