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TürkeitürkischSprachpurismusAnfang der 1930er Jahre wurde eine umfassende Reformarbeit eingeleitet, die eine Purifizierung (tasfiye) zum Ziel hatte und die schließlich zur radikalen Umgestaltung der Gemeinsprache führte.Die 1932 gegründete Gesellschaft für das Studium der türkischen Sprache, Türk Dil Tetkik Cemiyeti, die 1936 in Türk Dil Kurumu (TDK, Türkische Sprachgesellschaft) umbenannt wurde, erhielt die Aufgabe, die Sprache von den orientalischen Elementen zu befreien und als Ersatz dafür „echt türkische“ (öz Türkçe) Wörter zu finden. Auch morphologische und syntaktische Elemente arabischer und persischer Herkunft sollten ersetzt werden. Die Arbeit war wegen der langen Vernachlässigung des türkischen Elements sehr schwer. Genuin türkische Wörter wurden u. a. in älteren Texten, in anatolischen Dialekten und in anderen Türksprachen gesucht. Die Reformer sahen sich jedoch auch genötigt, Wortschatz und Wortbildungsmittel künstlich zu erweitern. Besonders in der ersten Zeit wurde die sprachreformistische Arbeit als unwissenschaftlich und willkürlich kritisiert. Sie wurde vorübergehend beendet, als Atatürk 1935-1936 die sog. Sonnensprachentheorie (Güneş-Dil Teorisi) proklamierte, der zufolge das Türkische die Mutter aller Sprachen sei. Da somit alle Fremdwörter letztendlich auf das Türkische zurückgingen, erübrigte sich die Suche nach „echt türkischen“ Elementen.
Nach Atatürks Tod (1938) wurde die Reformarbeit fortgesetzt, obwohl der Widerstand immer noch stark war. Die sprachpolitischen Möglichkeiten der TDK wechselten mit den sich ablösenden Regierungen. Von den 1940er Jahren an führte die Reformarbeit zu einer labilen, ziemlich verwirrenden Situation. Die Wortwahl wurde weitgehend durch Alter und politische Einstellung bestimmt. Eine immer größere lexikalische Kluft trennte Kinder von Eltern, Linksorientierte von Konservativen usw.
Um die Sprache "reiner" zu halten, werden im Türkischen sog. Vulgarismen bekämpft. Bei der Stratifizierung der Varietäten wird mit einem „allgemeinen“ Niveau (genel dil) gerechnet, unter dem die „Volkssprache“ (halk dili) steht. Darunter werden als Substandard das Argot (argo) und die „ordinäre“ Sprache (bayağı) angesiedelt. Wenn Sprachfragen in den Medien erörtert werden, geht es oft um orthoepische Probleme, Kritik an einer „falschen“, volkstümlichen Aussprache. Immer häufiger wird auch an der defizitären Sprache gewisser Jugendgruppen Kritik geübt. Die TDK engagiert sich stark gegen Amerikanismen und schlägt in ihrer Zeitschrift Türk Dili regelmäßig einheimische Neologismen vor.
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