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Dakorumänisch

Sprachperioden

18. Jahrhundert, Herrschaft der Phanarioten

Das 18. Jh. ist in der Moldau und in der Walachei gekennzeichnet durch die Herrschaft der Phanarioten, d. h. von Mitgliedern griechischer Familien aus dem Phanar in Konstantinopel. In dieser Zeit dringen zahlreiche Gräzismen ins Rumänische ein, von denen aber eine ganze Reihe schnell wieder verschwindet. Aus dieser Epoche datieren ferner enge Kulturkontakte zu Westeuropa, sodass hier die ersten Anfänge der Übernahmen etwa von Französismen und Italianismen liegen.Mit der Besinnung auf den romanischen Ursprung der rumänischen Sprache, die aus der Siebenbürger Schule am Ende des 18. Jhs. hervorgeht, kommt eine Komponente auf, die für die weitere Entwicklung der rumänischen Sprache im 19. und 20. Jh. von großer Bedeutung werden wird.

19./20. Jahrhundert: orientare spre Apus

Alles, was mit der südosteuropäisch-byzantinischen Tradition in Verbindung steht, wird kritisch gesehen und ggf. auch zu verdrängen gesucht. Dies betrifft etwa die Ersetzung des kyrillischen Alphabets, in dem das Rumänische (mit ganz wenigen Ausnahmen) von Beginn der schriftlichen Überlieferung geschrieben war, durch das lateinische, zu der schon die Grammatik von Micu und Şincai aufruft und die dann schließlich 1860 umgesetzt wird. In großem Umfang werden Neologismen vor allem aus dem Französischen, aber auch aus dem Italienischen und dem Lateinischen ins Rumänische integriert, wo sie zahlreiche ältere Slawismen sowie Gräzismen und Turzismen ersetzen. Durch diese Aktion, die in der rumänischen Philologie als orientare spre Apus („Ausrichtung nach Westen”) bekannt geworden ist, bekommt die rumänische Sprache besonders im Wortschatz ein deutlich anderes Aussehen.

Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts: Gewinnung der Autonomie

Nach dem Ende der Phanariotenherrschaft und der Gewinnung der Autonomie erblüht in der ersten Hälfte des 19. Jhs. das kulturelle Leben in den Donaufürstentümern, was auch für die Entwicklung der rumänischen Sprache von großer Bedeutung ist. Es entstehen immer mehr Schulen, neue Druckereien werden gegründet, die Presse lebt auf. In diversen Zeitschriften sowie in unterschiedlichen Gesellschaften für rumänische Sprache und Literatur werden Sprachfragen diskutiert, wobei es vor allem um die Aufstellung einer einheitlichen Norm geht. Mit der Vereinigung der beiden Fürstentümer der Moldau und der Walachei und der Konstituierung des rumänischen Nationalstaats wird die Diskussion um eine einheitliche Sprachnorm einer Lösung zugeführt, wobei zwei Faktoren von Bedeutung sind: Die Schriftsteller der Junimea-Gruppe haben mit ihren literarischen Werken, aber auch mit ihren sprach- und literaturtheoretischen Diskussionen zur Herausbildung einer Norm beigetragen, zum anderen haben verschiedene Institutionen wie gemeinsame Sprachkommissionen oder auch die literarische Gesellschaft, die dann den Titel Academia Română annahm, eine wichtige Rolle gespielt.

1945-1989 Kommunistische Ära

Getreu der marxistischen Lehre von der engen Beziehung zwischen Sprache und Gesellschaft wurde nach dem Ende des 2. Weltkriegs Sprachkultivierung als ein Teil der Volkserziehung betrachtet und entsprechend gefördert. Man muss dabei berücksichtigen, dass der Anteil der Analphabeten zu dieser Zeit in Rumänien noch verhältnismäßig hoch war. Die Sprachkultivierung wurde somit zu einer patriotischen Aufgabe stilisiert, an der alle Bürger teilzunehmen hatten: „die Kultivierung der rumänischen Sprache (cultivarea limbii române) ist eine andauernde, gemeinsame und patriotische Aktion. An ihr müssen sich alle beteiligen, die die Nationalsprache nicht nur als ein praktisches Kommunikationsinstrument betrachten, sondern als entscheidendes Element bei der Bestätigung unserer ethnischen und geistigen Individualität und bei der Schaffung der nationalen Kultur”. Es wurden nun Sprachfragen intensiv diskutiert, allgemein wurde jedoch eine äußerst puristische Sprachpolitik betrieben und in starkem Maße auf die Einhaltung der einmal erstellten, zumeist an literarischen Vorbildern orientierten Normen geachtet, getreu dem Motto, dass eine uniforme, klassenlose Gesellschaft auch eine einheitliche Sprachform benötige. So wurden Begriffe wie greşeală ‘Fehler’ oder corectitudine ‘Richtigkeit’ geradezu zu Leitmotiven entsprechender Publikationen. Als limbă de lemn („hölzerne Sprache“) ist der Sprachstil der kommunistischen Epoche bekannt geworden. Die staatlichen Vorgaben führten auch zu manchen heute nur schwer nachvollziehbaren Übertreibungen, wie etwa einem „Gesetz über die Anredeformen zwischen Bürgern der Sozialistischen Republik Rumänien” im Jahr 1977.Das Hauptorgan der kommunistischen Sprachpolitik war die Academia Română (siehe Institutionen); daneben gab es verschiedene weitere Organisationen, die für die Sprachkultur und Sprachkultivierung in Rumänien bedeutend waren. Ihre Hauptvertreter waren jedoch zum größten Teil auch in der Akademie oder in den von ihr eingesetzten Gremien aktiv, sodass es sich hierbei nicht um inhaltlich unterschiedliche Positionen handelte, sondern nur um andere mediale Ausdrucksformen, wie z. B. die Zeitschrift Limba română.Ganz besonders intensiv wurde die Bewertung von Neologismen diskutiert, wobei die Grundtendenz auch hier deutlich konservativ war.