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Lettisch

Kodifikationsgeschichte

Die moderne lettische Sprache hat wie viele andere Sprachen zwei „Quellen“: die Sprache der Volkslieder, der Dainas, und die altlettische Schriftsprache, die zuerst unter starkem Einfluss des Mittelniederdeutschen und später des Hochdeutschen stand und deren Schöpfer keine Letten waren, sondern einheimische Deutsche, vor allem katholische und protestantische Geistliche, die des mündlichen Lettisch kundig waren.

Obwohl die ältesten lettischen Texte schon im 16. Jh. verfasst worden sind, entstand die nationale lettische Literatur erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. in der Zeit des sog. nationalen Erwachens (atmoda). Erste Normierungs- und Kodifizierungsversuche der sich herausbildenden Literatursprache fallen zwar bereits ins 17. Jh., aber erst in den 80er und 90er Jahren des 19. Jhs. haben die ersten Vertreter der nationalen lettischen Intelligenz, die sog. Jungletten (jaunlatvieši), in ihren Werken zwei Quellen der lettischen Literatursprache – die Sprache der lettischen Volkslieder Dainas und die Sprache der ältesten lettischen Schriftdenkmäler aus dem 16.-18. Jh. - vereinigt. Gegen Ende des 19. Jhs. kann man feststellen, dass die lettische Sprache in mehreren Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens verwendet wurde und dass eine einigermaßen einheitliche Form der Sprech- und Schreibsprache sowie eine Norm der Aussprache und der Rechtschreibung bestand. Mit der Orthographiereform von 1908 war die moderne Standardsprache kodifiziert.

Aber die Normierungs- und Kodifizierungsprozesse sind auch heute noch nicht ganz abgeschlossen, wovon u. a. zahlreiche Varietäten im Usus der Lettischsprecher zeugen, z. B. in der Aussprache der Fremdwörter, im Gebrauch von einheimischen und fremden Eigennamen oder im gleichberechtigten Gebrauch von zwei Modellen für die Bildung des Futurs.