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Burgenländisch-Kroatisch

Sprachperioden

15. - 16. Jh.

Die Einwanderung in die Gebiete Österreichs, Westungarn und der Slowakei aus der Lika, Zentral-Dalmatien, Binnenkroatien und Slawonien im 15. und 16. Jh. erfolgt als Fluchtbewegung vor den vordringenden Osmanen. Nach der Ansiedlung haben die Burgenlandkroaten eine eigenständige geschichtliche Entwicklung durchlebt. Die Mehrzahl der Sprecher versteht sich als Kroaten und ist katholisch.

17. Jh.

Die schriftliche Tradition des Burgenländisch-Kroatischen geht auf den Beginn des 17. Jahrhunderts zurück. Während der Reformation wirkten im Burgenland verschiedene kroatischsprachige evangelische Lehrer und Theologen, die die ersten Werke in kroatischer Sprache im Burgenland publizierten. Der bedeutendste unter ihnen war der Pastor Gregor Pythiraeus-Mekinich, der zwischen 1609 und 1611 im mittelburgenländischen Deutschkreutz zwei protestantische Kirchenbücher in kroatischer Sprache, die "Dusevne peszne" veröffentlichte. Obwohl das Wirken der kroatischen Reformatoren keinen Erfolg auf Dauer zeigte, bedeuteten ihre literarischen Werke den Beginn der kroatischen Schriftsprache im Burgenland.

18. Jh.

Im 18. Jh. erlebte die kroatische Schriftsprache ihre erste Hochblüte. In der Zeit der Gegenreformation schufen kroatischstämmige Bischöfe und Jesuiten religiös-erbauliche Werke in kroatischer Schriftsprache und brachten sie unters Volk. 1754 schrieb Laurentius Bogovics das bis heute weit verbreitete klassische Gebetbuch der Burgenlandkroaten "Hisa Zlata". Die ersten herausgegebenen kroatischen Schulbücher aus den Jahren 1746 und 1747 gingen auf Privatinitiativen zurück. 1763 kam E. M. Kragels Csetvero-versztni duhovni persztan heraus, das den Höhepunkt der burgenlandkroatischen Barockdichtung kennzeichnete.

19. Jh.

1806 veröffentlichte Pater Johann Sigismund Karner das erste richtige Schulbuch für die kroatischen Schulen Westungarns, der "Slabikar aliti jimen knyizicza". In dieser Zeit entstanden auch die ersten Kontakte mit den Kroaten in der alten Heimat. Besonders die seit 1805 erscheinenden Kalender in Jahrbuchform waren sehr beliebt und trugen wesentlich zur Verbreitung der burgenlandkroatischen Schriftsprache bei. Die Zentralregierung in Wien unterstürzte die Herausbildung einer eigenständigen Kultur der Burgenlandkroaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1853 erschien eine Schulfibel für Kroaten, die speziell für die Burgenlandkroaten adaptiert werden mußte. 1858 gab Fabian Hauszer das erste Wörterbuch der burgenlandkroatischen Sprache heraus.

20. Jh.

Einen großen Beitrag zur Entwicklung der burgenlandkroatischen Literatur um die Jahrhundertwende leistete der Priester Mate Meršic-Miloradic. In dem von ihm seit 1903 herausgegebenen Bauernkalender "Kalendar Svete Familije" (Kalender der Heiligen Familie) entwickelte er ein einmaliges dichterisches Schaffen und wurde zum Dichter der Burgenlandkroaten schlechthin. Er schrieb auch den Text der burgenlandkroatischen Hymne "Hrvat mi je otac". 1910 erschien die erste burgenlandkroatische Wochenzeitung Naše Novine, die den Beginn einer publizistischen Tätigkeit im Burgenland bedeutete. 1941 kam das erste einheitliche Gebetbuch Kruh nebeski in Burgenländisch-Kroatisch heraus, 1952 das Neue Testament und 1981 das Missale Romanum mit 1083 Seiten. (Zusatz: Januar, 2002)