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Slowenisch

Statusänderungen

· Änderung: Starke dialektale Zersplitterung des Slowenischen. Begründung einer slowenischen Schriftsprache

 ZeitCa. 1550 - ca. 1770
 BeschreibungDie Mundartdifferenzierung wurde durch die geringe Durchgängigkeit der slowenischen Landschaft, die klare Abgrenzung von feudalen und Kirchenverwaltungseinheiten ohne ein starkes gemeinsames Zentrum (die ljubljanska škofija/Laibacher Diözese wurde erst 1461 gegründet) und durch die Kontakte mit den Nachbarsprachen begünstigt.

· Änderung: Erneuerungen der slowenischen Schriftsprache

 ZeitIm 18. Jh.
 BeschreibungIm Kontext der theresianisch-josephinischen Reformen, der Französischen Revolution und der napoleonischen Kriege erfolgt die erste Welle bedeutender Erneuerungseingriffe in die slowenische Sprache.Der öffentliche Gebrauch des Slowenischen begann sich in die Schulen und Ämter auszubreiten, und der Anteil der schreibkundigen Bevölkerung nahm zu. Deshalb musste für die Übersetzungen von Staatsvorschriften, für Schulbücher, wirtschaftliche und andere Handbücher gesorgt werden; auch das Interesse für die slowenische Wortkunst stieg an. Nach 200 Jahren erschien die neue Bibelübersetzung. In der ersten slowenischen Zeitung (Lublanvke novize, 1797-1800) wurde auf die Unterkrainer Besonderheiten der Trubar-Überlieferung allmählich verzichtet bzw. sie wurden durch jene (Oberkrainer) Besonderheiten (vor allem im Vokalsystem) ersetzt, die akzeptabler für die Angehörigen mehrerer Dialekte waren.

· Änderung: Sprachliche Verselbständigung des Slowenischen

 ZeitAb 1800
 BeschreibungErste Kodifikationen des Slowenischen (um 1800). Beginn der Entwicklung von slowenischer belletristischer Prosa; steiler Anstieg des Ansehens der zentralslowenischen Schriftsprache.

· Änderung: Festlegung der slowenischen Aussprachenorm

 ZeitLetztes Drittel des 19. Jhs.
 BeschreibungDie gesprochene Ausdrucksform der Schriftsprache war seit dem 17. Jh. unbeständig gewesen; dann aber begann man, das Slowenische im Wiener Staatsparlament (1867) und in der Krainer Landesversammlung, auf den Veranstaltungen in den Kulturvereinen (čitalnice) und bei politischen Volksversammlungen (tabori) zu gebrauchen; in diesen repräsentativen Sprachsituationen war es schwierig, ohne feste Ausspracheregeln die großen Mundartunterschiede zwischen den gebildeten Sprechern aus verschiedenen slowenischen Ländern zu überbrücken. Deshalb schrieb S. Škrabec die Abhandlung O glasu in naglasu našega knjižnega jezika v izreki in pisavi (1870) und stützte die slowenische Aussprachenorm eindeutig auf die lebendige Sprache des slowenischen Herzlandes. Seinen Standpunkt brachte M. Pleteršnik im ersehnten Slovensko-nemški slovar zur Geltung, danach F. Levec in Slovenski pravopis und A. Breznik in Slovenska slovnica za srednje šole.

· Änderung: Relative Stabilität des Slowenischen im Sinne eines tatsächlichen Gesamtslowenischen

 ZeitEnde des 19. Jhs.
 BeschreibungDas Slowenische wurde einer nationalbindenden Rolle fähig und diente der Neutralisierung einiger Auswirkungen der staatlichen Unselbständigkeit und der verwaltungspolitischen Zerstückelung der slowenischen Nation innerhalb der Donaumonarchie, aber auch aller praktischen und künstlerischen Verständigung unter den Angehörigen dieser Nation an der Schwelle der modernen Zeit.

· Änderung: Die Unterdrückung der slowenischen Sprache in Kärnten

 ZeitAb 1848
 BeschreibungSowohl in der Schule, wo man "bemüht" war, den Kindern die deutsche Sprache als die einzig wahre nahe zu bringen, als auch im Wahlrecht, welches hauptsächlich dem deutschen Bürgertum vorbehalten war, wurde das Slowenische systematisch unterdrückt und galt als unterpriviligiert.

· Änderung: Die Erweiterung der Funktionsbereiche des Slowenischen

 ZeitNach dem 1. Weltkrieg
 BeschreibungGründung eines eigenständigen Slowenischen Staats: Slowenisch wird auf allen Ebenen der amtlichen und sonstigen öffentlichen Verständigung frei gebraucht und erfährt einen lebhaften Aufschwung im Schulwesen, in der Wissenschaft, in der Publizistik und im Geschäftsleben.

· Änderung: Die Unterdrückung des Slowenischen in den verschiedenen Besatzungszonen

 ZeitDer 2. Weltkrieg
 BeschreibungWährend des 2. Weltkrieges war Slowenien in die deutsche, die italienische und die ungarische Besatzungszone geteilt. In der deutschen Zone wurde der öffentliche Gebrauch des Slowenischen auf Hitlers Befehl hin sofort verboten (er wurde z. B. nur noch in den zweisprachigen Bekanntmachungen über Erschießungen von Geiseln geduldet), slowenische Lehrer und Priester wurden vertrieben. In der italienischen und in der ungarischen Zone verfolgten die Okkupationsbehörden das gleiche Ziel langfristiger und mit weniger harten Methoden. Die Gewissheit, dass Slowenisch als Element der slowenischen Nationalidentität in existenzielle Gefahr geraten war, wurde damals zu einem der wichtigsten Gründe für eine massenhafte Widerstandsbewegung der Slowenen.

· Änderung: Slowenisch bekommt wiederum den Status als Amtssprache in Slowenien als einer der jugoslawischen Teilrepubliken und nur auf Deklarationsebene auch den Status einer Staatssprache der jugoslawischen Föderation. "Wiedergutmachung" am slowenischen Volk in Kärnten - die Neugestaltung des Schulkonzepts (zweisprachig).

 ZeitNach dem 2. Weltkrieg
 BeschreibungWieder blieben beinahe 200 000 Slowenischsprecher als Minderheit in den Grenzgegenden Italiens, Österreichs und Ungarns zurück, und ihre Sprachassimilation schreitet heute wegen weitgehend fehlenden Rechtsschutzes und mangelhafter Verwirklichung internationaler Rechtsakten, z. B. des § 7 des Österreichischen Staatsvertrages, schnell voran.

· Änderung: Verschlechterung der Situation des Slowenischen in der jugoslawischen Föderation, jedoch die Aufwertung des Slowenischen in der Kirche

 Zeit1945 - 1990
 BeschreibungVernachlässigung der slowenischen Sprachkultur; Einführung von Serbokroatisch als Pflichtfach in der Schule; bewusste Behinderung des Slowenischen in der öffentlichen Kommunikation. Während dieser Zeit kam es jedoch zu einem bedeutenden Fortschritt im Gebrauch der gesprochenen slowenischen Schriftsprache in der Kirche: Nach Beschluss des 2. Vatikanums wurde Latein im Messgebrauch und in den gesamten katholischen Riten durch die Nationalsprache ersetzt.

· Änderung: Sofortige Aufwertung des Slowenischen im selbstständigen Slowenien

 ZeitAb 1990
 BeschreibungIm neuen Staat Slowenien hat sich das Slowenische sofort auch in den früher beinahe tabuisierten Bereichen (Militär, Zollbehörde, Staatsprotokoll) durchgesetzt und sein Gebrauch dehnt sich laufend auf weitere Gebiete aus, die sich mit den neuesten gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen erschließen: TV-Übertragungen von Parlamentslesungen, E-Mail und Homepages, Buchstabierungsprogramm und Wörterbuch der slowenischen Schriftsprache auf CD-ROM, Entwicklungsforschungen für die maschinelle Analyse Umsetzung geschriebener in gesprochene Sprache (automatic text-to-speech-synthesis).. Mit langem Abstand erschien die neue Slovenski pravopis. Besonderen Nachdruck verdienen die Tatsachen, dass das Interesse für Slowenisch als Fremdsprache immer größer wird und dass Slowenisch in der übersetzten Version des Computersystems Windows perfekt funktioniert (die Firma Microsoft entschied sich trotz des kleinen slowenischen Marktumsatzes für eine „Lokalisierung“ der Versionen 1995 und xp 2001).